Hormonelle Therapie
Aktualisiert (Donnerstag, 22. Oktober 2009)
Wer sollte behandelt werden?
Behandelt werden sollten alle Hashimotokranken mit Symptomen oder auffälligen Hormonwerten. Auffällige Hormonwerte bestehen, wenn fT3 und fT4 vermindert sind und der TSH Wert erhöht ist. Auch ein erhöhter TSH Wert bei normalem fT3 und fT4 Werten ist ein Grund zur Behandlung. Er weist auf eine bereits bestehende versteckte (medizinisch: latente) Unterfunktion hin.
Bei normalen Blutwerten und Symptomen einer Hashimoto Thyreoiditis kann ebenfalls ein Behandlungsversuch unternommen werden (beginnend mit 25 µg L-Thyroxin täglich).
Wann sollte behandelt werden?
Die frühzeitige Behandlung ist nach wissenschaftlichen Untersuchungen auch bei leichter oder versteckter Unterfunktion sinnvoll. Eine frühzeitig einsetzende Behandlung kann die Aktivität des Autoimmunprozesses unterdrücken und das Fortschreiten der Krankheit behindern.
Bei Unterfunktionssymptomen kann auch bei normalen Schilddrüsenhormon-Spiegeln und normalem TSH ein Versuch mit Schilddrüsenhormon unternommen werden. Die freien Schilddrüsenhormonwerte (fT3, fT4) sollten dabei im Referenzbereich bleiben. Eine regelmäßige Kontrolle der Hormonparameter ist erforderlich.
Unter medikamentöser Therapie sollten die Schilddrüsenwerte (fT3, fT4, TSH) zunächst im Abstand von drei bis vier Wochen kontrolliert werden. Liegen die Werte im Zielbereich und bestehen keine Symptome, können die Kontrollabstände verlängert werden. Bei guter Einstellung kann auch eine halbjährliche oder jährliche Kontrolle der Werte ausreichend sein.
Aufgrund der oft schubweise verlaufenden Erkrankung sind Schwankungen der Hormonwerte möglich. Auch eine spontane Normalisierung der Schilddrüsenfunktion ist im Anfangstadium der Erkrankung sehr selten möglich. Weitere Kontrollen der Blutwerte sind aber lebenslang erforderlich. Üblicherweise nimmt die Unterfunktion im Laufe der Zeit zu und der Hormonbedarf wird größer.
Welche Medikamente gibt es?
Zum Ausgleich einer Schilddrüsenunterfunktion stehen verschiedenen Medikamente zur Verfügung. Dabei gibt es neben den üblichen Levothyroxinpräparaten (T4) auch Medikamente die Liothyronin (T3) einzeln oder in Kombination mit T4 enthalten.
In Deutschland stehen die folgenden Präparate zur Verfügung.
T4-Präparate
- Euthyrox® 25 /50 /75 /88 /100 /112/ 137 /150 /175 /200 /300 besteht aus Levothyroxinnatrium
- L-Thyroxin® Henning® 25 /50 /75 /100 /150 /175 /200 /300 besteht aus Levothyroxinnatrium
- Berlthyrox® 50 /100 /150 besteht aus Levothyroxinnatrium
- Eferox® 25 /50 /75 /100 /125 /150 /175 besteht aus Levothyroxinnatrium
- L-Thyroxin® Henning® depot enthält 1mg Levothyroxinnatrium
- L-Thyrox® Hexal® 25 /50 /75 /88 /100 /112 /125 /137,5 /150 /175/200 besteht aus Levothyroxinnatrium
- L-Thyroxin beta® 25 /50 /75 /100 /125 /150 /175 besteht aus Levothyroxinnatrium
- L-Thyroxin HF® 50 /75 /100 /125 besteht aus Levothyroxinnatrium
- L-Thyroxin Aristo® 25 /50 /75 /100 /125 /150 besteht aus Levothyroxinnatrium
- L-Thyroxin ratiopharm® 50 /100 besteht aus Levothyroxinnatrium
- L-Thyroxin Hexal® 88 /112 besteht aus Levothyroxinnatrium
- L-Thyroxin AL® 50 /100 besteht aus Levothyroxinnatrium
T3-Präparate
- Thybon® 20/ 100 Henning besteht aus Liothyronin-HCL
- Trijodthyronin® BC 50 besteht aus Liothyronin-HCL
T3 + T4 Präparate
- Novothyral® /Novothyral75® enthält Levothyroxinnatrium und Liothyroninnatrium im Verhältnis 5:1, in den Dosierungen 100+20 / 75+15 erhältlich
- Prothyrid® enthält Levothyroxinnatrium und Liothyroninnatrium im Verhältnis 10:1, in der Dosierung 100+10 erhältlich
Nebenwirkungen der hormonellen Therapie
Nebenwirkungen sind bei falscher Dosierung zu erwarten. In diesem Fall kann durch eine zu hohe Dosis eine künstliche Überfunktion erreicht werden oder es kann durch eine zu niedrige Dosis eine Unterfunktion weiter bestehen bleiben. Bei richtigem Hormonersatz sind normalerweise keine Nebenwirkungen der Therapie zu erwarten. Unverträglichkeiten gegenüber den Trägersubstanzen in den Hormontabletten sind sehr selten. In diesen Fällen sollte versucht werden durch Wechseln auf ein anderes Präparat eine Besserung zu erreichen.
Einschleichende Schilddrüsenhormongabe
Bei einer länger bestehenden Unterfunktion, sollte die Behandlung zunächst mit einer niedrigen Hormondosierung begonnen werden. Weil der Körper sich an die niedrigen Hormonmengen gewöhnt hat, kann es bei höheren Dosierungen anfänglich zu Überfunktionssymptomen kommen. Die Dosis der Schilddrüsenhormone sollten dann vorsichtig jeweils nach ein bis zwei Wochen gesteigert werden. Bei guter Verträglichkeit kann auch schneller gesteigert werden.
Tipps zur Hormoneinnahme und Dosierung finden Sie im Kapitel Hormone.
Hormonelle Therapie in der Schwangerschaft
Die Hormonersatzbehandlung ist in der Schwangerschaft und beim Stillen problemlos möglich. Zum Ausgleich bei einer bestehenden mütterlichen Unterfunktion ist sie eine unabdingbare Voraussetzung für die Gesundheit von Mutter und Kind.
Eine Steigerung des Hormonbedarfs und der Hormondosis ist in der Schwangerschaft üblich. Die Kontrolle der Werte fT3, fT4 und TSH ist alle 4 Wochen notwendig. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Gynäkologen und Endokrinologen ist die beste Voraussetzung für eine problemlose Schwangerschaft bei einer Hashimoto Thyreoiditis.